Auf den Kromi gekommen - oder der lange weg des Werdens

 

Vom Glück, auf (s)einen Kromfohrländer zu warten  - und ihn zu bekommen.

Eine Geschichte für alle Interssenten, die gerne auf ihren Kromi warten.

Und natürlich für alle anderen auch.

 

Die Geschichte von Familie Besch, geschrieben von Hans Besch.
 
 
Eigentlich begann unsere Kromfohrländer Geschichte schon im Sommer 1991…
 
Unsere ‚besten Freunde‘ schenkten meiner Frau und mir zu unserer Hochzeit einen Golden Retriever Welpen – ohne Vorwarnung, ohne Nachfragen. Vielleicht auch ohne großartiges Nachdenken, was alles damit verbunden sein könnte und welche Auswirkungen ein zunächst kleiner Hund auf eine noch junge Beziehung eines berufstätigen Paares und später auf eine wachsende Familie haben könnte.
 
Zeitsprung Eins
 
Unser Rüde „Bootsmann“ hat uns über 16 Jahre lang treu begleitet. Er war immer ein fester Bestandteil unserer Familie, ist gemeinsam mit unseren beiden Kindern aufwachsen und groß geworden, mehrfach mit uns umgezogen und schließlich ist er in unseren Armen auf den Regenbogenweg gegangen. Seine Gegenwart hat unser Familienleben und jeden einzelnen geprägt und unsere Lebensplanung von Anfang mitbestimmt
 
Wer passt auf ihn auf, wie erziehen ihn, was füttern wir, wie koordinieren wir unsere beruflich oder später schulisch bedingten Abwesenheiten, welche Autos sind geeignet, welche Urlaubsziele oder Restaurants sind hundetauglich, wo finden wir eine geeignete Wohnung oder Haus mit Garten? Wichtige Fragen, die besprochen und bestenfalls geklärt sein sollten, bevor die Entscheidung für einen Hund fällt, und zwar unabhängig von der Rasse.
 
Zeitsprung Zwei
 
Eine gewisse Leere zog bei uns ein, nachdem Bootsmann uns verlassen hatte. Kein Stolpern mehr über 36 kg Lebendgewicht, aber auch keine bedingungslos freundliche Begrüßung, wenn man/frau nach Hause kommt. Keine regelmäßigen Spaziergänge, kein ‚noch mal eben rausgehen‘, egal bei welchem Wetter. Keine wohlwollende Rücksichtnahme auf den Hund bei der Planung von Wochenenden oder Ferien. Sogar unsere Hochzeitsreise konnten wir nachholen...
 
Das breite Lederhalsband von unserem treuen Begleiter fand seinen letzten Platz bei Wind und Wetter an unserem Holzzaun. Sporadische Überlegungen, einen neuen Hund ins Haus zu holen, wurden regelmäßig verworfen mit Begründungen wie „in der nächsten Zeit erstmal nicht“ oder „so einen wie Bootsmann kriegen wir eh nicht wieder“ oder „dann haben wir ja wieder den ganzen Garten im Haus“…
 
Resi, eine ältere Katzendame, fand den Weg zu uns und zog bei uns ein.
Aus unseren Kindern wurden Jugendliche und schließlich junge Erwachsene.
Und dann passierte es, 20 Jahre später, an einem Tag im Sommer 2011.
 
Zeitsprung Drei
 
Während eines Einkaufsbummels entdeckt meine Frau in einem Buchladen einen Hund, der brav an der Seite seines Herrchens steht und sehr konzentriert wartet, während dieser in Zeitschriften blättert. „Das ist er“, sagt sie plötzlich und schon ist sie weg, um mit dem Mann zu sprechen. Ich beobachte alle drei: meine Frau und den Halter des Hundes, die sich angeregt unterhalten, und den Rüden, der beide eher vorsichtig, fast schon desinteressiert, aber sehr konzentriert beobachtet.
 
Ein elegantes, mittelgroßes, Rauhaarknäuel mit weiß-hellbrauner Zeichnung, einem lustigen Gesicht mit Kippohren, braunen Knopfaugen und einem Schnauzbart. Am Kopf eine markante, gleichmäßige Blesse und hinten eine prachtvolle Rute, stolz und sichelförmig getragen. Ja, der hat was, denke ich leise und überlege, ob der Hund vielleicht zu einem Zirkus gehört.
 
„Kromfohrländer“, sagt meine Frau, „das ist ein K-r-o-m-f-o-h-r-l-ä-n-d-e-r“ und schon suchen wir den gemerkten Namen in einem Hundebuch. Natürlich werden wir abends auch im Internet fündig und merken, wie uns beide diese Rasse anspricht und fasziniert. Schnell ist die entsprechende Literatur – allerdings bis heute noch sehr übersichtlich zum Thema Kromfohrländer – gefunden, bestellt und gelesen. Unmerklich, aber in heimlicher Übereinstimmung und fast unausgesprochen, befinden wir uns auf einmal wieder auf de ‚Hundepfad‘…
 
„Wir können ja mal hinschreiben, nur so“, sage ich ein paar Monate später, als wir mal wieder auf der Homepage des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer surfen und uns wundern, dass es offensichtlich gar nicht so einfach ist, einen „echten Kromi“ zu bekommen.
 
Auszug aus unserem Schreiben an den Rassezuchtverein der Kromfohrländer e.V.
 
Rassezuchtverein der Kromfohrländer e.V.
Frau Petra Henning
Herbigstraße 19a
80999 München                                                                                                                                            03.12.2011
 
Züchterliste
 
Bitte senden Sie uns die aktuelle Züchterliste – wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass unsere hundelose Zeit nun beendet wird und unser neues Familienmitglied und Mitbewohner ein Kromfohrländer sein soll.
 
Seit vielen Jahren haben wir Erfahrungen mit der Haltung von Hunden und mussten uns 2006 von unserem Golden Retriever trennen. Bootsmann kam als Welpe zu uns, hat unsere Familie über 16 Jahre bereichert und ist gemeinsam mit den Kindern groß geworden.   Nun darf es ‚eine Nummer kleiner‘ sein. Wir haben uns lange informiert, beraten und uns mit der Entscheidung Zeit gelassen und wir glauben, dass der Kromfohrländer ideal ist, um mit uns den Alltag zu teilen und die nächsten Jahre zu verbringen.  Neben der Beschäftigung im Haus und auf dem Grundstück bieten wir dem Hund  auch jede Menge Auslauf auf den Wiesen und in den Wäldern sowie ‚große Runden‘ an den Seen in der Umgebung.
 
Mindestens ein Familienmitglied ist immer zuhause, der Hund darf aber auch mit ins Büro – nach dem Welpen- bzw. Junghundekurs, es gibt mehrere zertifizierte Hundeschulen im Umkreis.  Und für den Fall, dass wir den Hund einmal nicht bei Freunden lassen können, haben wir mit einer Hundepension in der Nähe sehr gute Erfahrungen gemacht.
 
Nun steht aber erst einmal die Welpensuche an und wir hoffen auf eine möglichst geringe Wartezeit. Vielleicht können Sie uns ja bei der Suche nach ‚unserem Kromi‘ behilflich sein, falls Sie einen Tipp haben?
 
Freundlich grüßen
 
Eine Woche später kommt die Züchterliste per Post – eine beindruckende, ganze DIN A4 Seite mit einigen Adressen und voraussichtlichen Wurfterminen, getrennt nach Rauhaar- und Glatthaarzucht. Wir waren zunächst überrascht, hatten wir doch wesentlich mehr Züchteradressen erwartet.
 
Damit war uns allerdings auch schnell klar, warum so viele Interessenten in den Internetforen ihren Unmut darüber äußern, dass sie „ihren“ Kromi nicht gleich mitnehmen können, obwohl sie sich doch schon in der letzten Woche überhaupt dazu entschieden hatten, sich mal eben einen Hund anzuschaffen. Und überhaupt, es sei ja wohl das allerletzte, dass man sich um einen Hund ‚bewerben‘ müsste, dass es Wartezeiten gäbe, dass Welpen meistens nur im Frühling oder Herbst geboren werden, womöglich müsse man dann auch noch zum Züchter hinfahren, um sich persönlich vorzustellen. Und was das alles kostet! Na, dann nehmen wir eben doch den Welpen aus dem Gartencenter…
 
Der Rauhaarige aus dem Buchladen hatte es uns angetan und so begannen wir, mit einigen der Rauhaarzüchter zu telefonieren. Wir waren sehr überrascht, in welcher Offenheit diese Telefonate zwischen doch zunächst Fremden geführt wurden, immer interessiert, freimütig, und teilweise sogar herzlich. Leider viel zu schnell schrumpfte der Kreis der für uns in Frage kommenden Züchter zusammen. Es war weniger die Entfernung zum jeweiligen Züchter, viel mehr die Konstellation aus Zwinger, voraussichtlichem Wurftermin und Anzahl der bisherigen Interessenten für den jeweils anstehenden Wurf. Wir hörten auch von Wartezeiten von oftmals ein bis zwei Jahren.
 
Bald hatten wir die Liste durchtelefoniert und verstanden nun auch besser, warum uns die zumeist Hobbyzüchter darum baten, ein kurzes ‚Bewerbungsmail‘ zu schicken – bei der Anzahl von teilweise über 50 Interessierten pro Wurf kann man beim besten Willen nicht verlangen, über einen Zeitraum von etwa 6 Monaten hinweg alle Anrufer zu katalogisieren, jeweils Pro und Contra zu notieren, Interessentenprofile zu vergleichen, geeignete Bewerber auszuwählen und dafür andere von der Liste zu nehmen, bis nur noch etwa 7-10 Personen oder Familien in die engere Wahl kommen – Nachrücker einbezogen – und die dann eingeladen werden, den Zwinger zu besuchen.
 
Zeitsprung Vier
 
Wir hatten wirklich viel Glück. Eine Züchterin, mit der sich schon ein sehr netter Telefonkontakt entwickelt hatte, deren Interessentenliste jedoch bereits geschlossen war, vermittelte uns an eine befreundete Züchterin mit Wurftermin im Mai 2012. Zufällig wohnen wir weniger als 100 km von einander entfernt – und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
 
Erste Anrufe, lange, herzliche Gespräche, das übliche ‚Bewerbungsmail‘, ein erstes Treffen beim Münchner Kromispaziergang Ende Januar im Englischen Garten und Besuche bei der Züchterin, Claudia Muxfeld vom Zwinger Muggesgfelder Heide. Gemeinsame Spaziergänge mit Claudia und ihrer mittlerweile trächtigen Hündin „Aloha“. Viele Gespräche, ob wir zueinander finden können und passen. Das Bangen in der Nacht des Wurfes am 19. Mai 2012, leider gibt es eine Totgeburt, aber dafür sind die anderen 5 kleinen Kromis wohlauf.
 
Wer sollte wohl den Weg zu uns finden, der kleine Rüde oder eine seiner Schwestern? Meine Frau und ich waren glücklich, als uns Claudia mitteilte, dass wir zwar in die engere Wahl gekommen seien, sie allerdings noch keine Entscheidung getroffen habe, welche Welpen an welche Familie gehen würden. Dazu war es einfach noch zu früh.
 
So begleiteten wir die Entwicklung des Wurfes in den nächsten Wochen über die Homepage des Zwingers auf www.muggesfelderheide.de, warteten und besuchten ab und zu den Wurf. Wir versuchten, die kleinen Welpen auseinander zu halten, kennen zu lernen und freuten uns über unseren Familienzuwachs ab etwa Ende Juli 2012.
 
Unsere hundelose Zeit sollte nun also ein Ende haben. Je länger wir uns mit dem Kromfohrländer beschäftigten, desto besser verstanden wir auch, welche wundervolle Rasse über die letzten 60 Jahre hinweg mit viel Liebe und Hingabe gezüchtet wurde, aber auch mit viel Geduld, Schwierigkeiten und Rückschlägen. Verglichen mit dem Erwerb eines Kromfohrländers lässt sich die Auswahl und der Kauf eines Autos heute sicherlich einfacher realisieren – entweder über ein paar Klicks oder nach zwei Besuchen beim Autohändler des Vertrauens, so es diesen überhaupt denn gibt.
 
Kein Vergleich gibt es allerdings zur Begeisterung und Leidenschaft eines Züchters, mit der diese dem Hobby der Zucht nachgeht, egal ob der Zwinger auf Rau- oder Glatthaar ausgerichtet ist. Das Ergebnis der Würfe ist niemals und in keiner Hinsicht planbar, sehr wohl aber die Auswahl derjenigen künftigen Besitzer eines Kromfohrländers, denen der Züchter seine kleinen Lieblinge für ein Leben lang anvertrauen möchte.
 
Wer das verstanden hat und sich ernsthaft für einen Kromfohrländer interessiert, der wird auch gerne Telefonate, Wartezeiten, Bewerbungsmails, Gespräche und Besuche beim Züchter auf sich nehmen. So wie wir und mit uns über 2000 weitere Kromfohrländerhalter in Europa.
 
Wir sind sehr glücklich mit unserer Züchterin Claudia und natürlich mit unserer wunderschönen „Alma“.
 
Übrigens, unsere Alma sieht nicht so aus wie der Rauhaarige aus dem Buchladen.
 
Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte aus Alma’s Tagebüchern …
 
Freundlich grüßt
 
Familie Besch mit Alma